…endlich – endlich die nächsten Schritte – Mai 2022
(die ersten vier Tage)

Endlich ist die Vorbereitungszeit abgeschlossen.
Endlich ist alles sortiert, eingelagert oder zum Mitnehmen eingepackt.
Endlich ist das Abschiednehmen überstanden.
Endlich sind die ersten Schritte in Richtung „Neue Heimat“ und in unseren neuen Lebensabschnitt getan….
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen wir diese erste Schritte und haben dabei mehr als nur ein Kribbeln im Bauch! Was wohl auf der anderen Seite des Mittelmeeres auf uns wartet? Über welche Achterbahn werden unsere Gefühle rollen…??
Nun, wir kamen mitten in de Nacht an. Nachts ist alles im Dunkeln, ungreifbar und schwierig, vor allem, wenn man auch noch recht müde ist. Die erste Nacht verbrachten wir in einem kleinen, engen Hotelzimmer zwischen Flughafen und der Wohnung unseres Mitarbeiters. Als wir endlich im Bett lagen, sehnten wir uns schon etwas nach unserer alten Heimat und die Gedanken fuhren etwas Achterbahn. Am nächsten Morgen hat uns Han abgeholt und wir gingen erst mal schön frühstücken. Das Frühstück dauerte drei Stunden. Nicht, dass wir soviel gegessen hätten, nicht das Essen war wichtig, sondern die Gemeinschaft, das Reden, Zuhören, Einander kennen lernen und Ideensammeln für später. Dann ging es zur Bank, Geld wechseln und zur Maroc Telecom für neue SIM Karten. Auch das dauerte seine Zeit, zwei Stunden. Die anschließende Teezeit war fast so lange, wie das Frühstück. Kennen lernen und Planen braucht halt Zeit und in der Hitze hier (schon 30-32 Grad) geht alles ein bisschen langsamer. Auch muss die Teezeremonie gelernt werden. Um den Zucker im Teekännchen zu verrühren, darf man nicht etwa mit dem Löffel rein und umrühren. Das beleidigt das Teekännchen, wurden wir belehrt. Man gießt Tee ins Teeglas und wider zurück ins Kännchen. Diesen Vorgang wiederholt man drei bis vier Mal. Dann gießt man den Tee aus ziemlicher Höhe ins Glas, sodass viele Blasen entstehen. Denn die Blasen verbessern den Geschmack 😉

Es war ein langer Tag an dessen Ende uns ein marokkanisches Abendessen in Han‘s Wohnung erwartete. Dabei und danach wurde weiter geredet…. So gegen elf Uhr plumpsten wir todmüde in unser Bett, das an einer von der Sonne aufgeheizten Außenwand der Wohnung stand. (30 Grad im Zimmer) Wir schliefen trotzdem gut bis uns im Morgengrauen der Gebetsruf vom Minaret weckte.

Nach ein paar weiteren Stunden Schlaf ging es zum Frühstück ins Cafe an unserer Ecke. Da Han nach drei Tagen wieder abreisen musste, wollte er uns so viele seiner Lieblingsplätze und anderen nötigen Dinge zeigen und erklären, wie in der kurzen Zeit möglich waren, ohne dabei viel Zeit fürs Einkaufen und Kochen „verschwenden“ zu müssen. Nach dem leckeren gemütlichen Frühstück (mit weiteren Planungsgeschprächen) gingen wir drei Sprachschulen anschauen, denn wir wollten doch in den paar Wochen in Fes etwas an unserer Sprache feilen. Bevor wir dann eine Freundin seiner Familie besuchen gingen, führte er uns zu einem typischen marokkanischen Mittagessen in einen Riad. Die „Tajine“ wird natürlich mit (sauberen) Fingern gegessen. Ein „Riad“ bezeichnet in Marokko traditionelle marokkanischen Häuser mit Innenhof. In unserem Fall war de Riad ein kleines Hotel mit überdachtem Innenhof mit Springbrunnen.

Der danach folgende Besuch mit sehr intensiven Gesprächen dehnte sich über fünf Stunden aus, sodass wir erst kurz vor zwölf Uhr nachts wieder Zuhause waren und schon fast eingeschlafen waren, bevor wir im Bett lagen.

Nach dem Frühstück am dritten Tag machten wir uns auf den Weg zu der Sprachschule, bei der wir den Eindruck hatten am besten aufgehoben zu sein um uns einzuschreiben. Dieses Einschreiben ist nicht einfach das Ausfüllen von zwei Formularen und Abstimmen der Unterrichtsstunden. Da wird erst geredet um sich etwas kennen zu lernen, Wünsche mit vorhandenen Möglichkeiten abzugleichen und ein paar Minuten Plaudern mit der gerade für den Unterricht eingetroffenen Deutschlehrerin, die sich sehr freute, ein paar Sätze mit „echten Deutschen“ zu sprechen. Aber dann stand der Stundenplan und der Preis war auch bezahlt und wir machten uns auf den Weg zum Touristen Highlight der Stadt. Noch nicht die Tour durch die Altstadt! Es war die Tour am Mc Donalds (MacDo) vorbei zu einem der größten Einkaufszentren (Borj Fez) der Stadt. Da gab es alles. Angefangen bei Frozen Yoghurt, über Pizza Hut und Burger King bis zu Lacoste,Adidas Yves Rocher, Nespresso, Birkenstock u.a.

Es war interessant da mal durch zu schlendern. Dabei habe ich wieder gemerkt, dass ich mich doch auf den Märkten und in den kleinen Geschäften viel wohler fühle…. Klaus freut sich an „seinem“ Baumarkt inklusive neuem Freund…

Heute hatten wir Glück, denn es gab am Spätnachmittag eine kurze Lücke ohne Programm. Also zwei Stündchen Zeit für Siesta. Kurz vor acht ging es dann los um einen weiteren Freund von Han zu treffen. Um ihn zu besuchen fuhren wir in eines der wenigen fünf * Hotels für Touristen in der Stadt. Der Freund ist Reiseführer und hatte gerade eine Reisegruppe in dem Hotel. So saßen wir mit unserem Getränk bei ihm auf der Terrasse und plauderten. Also, Klaus und ich hörten mehr zu, als dass wir plauderten, denn der Reiseführer erzählte uns einiges über die Stadt, und das war sehr interessant. Zumal wir die Medina (Altstadt) direkt unter uns sahen.

Natürlich landeten wir wieder recht spät im Land der Träume und den Gebetsruf im Morgengrauen hörten wir schon gar nicht mehr. Heute war ein spezieller Tag. Wir machten einen kurzen Abstecher zum Gemüse- / Obstmarkt und besuchten noch schnell Han‘s Mechanikerfreund bevor wir ihn dann zum Flughafen brachten. Klaus ist mit Han‘s Auto gefahren und auf dem Heimweg sollten wir noch tanken, was wir auch schön brav gemacht haben. An der Tanke standen wir erst etwas verloren herum und fragten uns, wo denn hier der Diesel ist??? Doch dann kam ein freundlicher Angestellter auf uns zu, nickte bejahend auf unser „Diesel??“ und fragte etwas. Wir nahmen an, er hat nach „für wieviel“ gefragt und antworteten mit „deux cent“ (200). Er fragte zurück: „deux cent?“ und wir nickten. Als er sich schon weggedreht hatte, wurden wir etwas unsicher und riefen wir ihn nochmals zurück und fragten: „Liter oder Dirham?“ (Dirham = marokkanische Währung) Mit einem breiten Grinsen meinte er „Liter“ und bediente die Tanksäule, während wir buchstäblich eine Gedankenblase über seinem Kopf aufsteigen sahen: „Natürlich Liter. Ihr seid doch kein LKW…“